WER WAR DER HEILIGE BENEDIKT?
Benedikt wurde im Jahr 480 im italienischen Nursia geboren. Schon als junger Mann wandte er sich ab vom weltlichen Treiben seiner Umgebung. Zuerst lebte er als Einsiedler; um diese Zeit ranken sich viele der späteren Heiligenlegenden, in denen der fromme Benedikt von den Versuchungen des Teufels gequält wird. Der charismatische Einsiedler zieht immer mehr Menschen an, eine religiöse Gemeinschaft entsteht – inmitten der Auflösung des römischen Weltreichs und in den Wirren der Völkerwanderung. 529 gründet Benedikt das berühmte Kloster Monte Cassino, das Stammkloster der Benediktiner. Als Benedikt 543 stirbt, ist er bereits weithin berühmt: für seine Frömmigkeit, aber auch für seine Wunder.
BIS HEUTE GÜLTIG UND WIRKSAM: DIE REGULAE BENEDICTI
„Ora et labora”, Bete und Arbeite: Diese Aufforderung kennen heute noch alle und verbinden sie mit dem Leben in einem Kloster. Die knappe Formulierung ist der Kern der „Regulae Benedicti“, der Ordensregel des Benedikt. 529 verfasste Benedikt sein berühmtes Regelwerk, das Vorbild und Maßstab für alle nachfolgenden Klosterregeln im christlichen Abendland wurde. Das Leben in der Gemeinschaft ist streng geregelt, mit einem festen Tagesablauf von Gebet und Arbeit. Nichts soll die Menschen von Gott ablenken. Müßiggang ist streng untersagt, genauso wie persönlicher Besitz. Die Mahlzeiten nimmt man gemeinsam ein, unnötiges Reden soll man vermeiden. Diese Regeln galten zu Benedikts Zeit für alle gleichermaßen, egal ob sie Germanen oder Römer, arm oder reich waren. Und mit ihrer Klarheit, der Strenge und der Konzentration auf den Glauben fasziniert seine Regel die Menschen auch heute noch.
DAS WIRKEN DER BENEDIKTINER
Der Geist der Benediktiner sorgte im Mittelalter für eine unvergleichliche Blüte der Klöster. Zahlreiche Adlige vermachten ihnen, beeindruckt vom frommen Wirken des Ordens, ihre Besitztümer. In den Klosterbibliotheken wurde kostbares Wissen gesammelt und bewahrt. Mönche kopierten die Werke antiker Schriftsteller und erhielten sie so der Nachwelt. Klöster waren Orte der Bildung und unterhielten Klosterschulen. In Südwestdeutschland brachte die Reformation des 16. Jahrhunderts für viele Klöster das Ende; und am Beginn des 19. Jahrhundert löste die Säkularisierung die noch verbliebenen Konvente auf. Heute sind die berühmten Klöster in Baden-Württemberg, betreut von den Staatlichen Schlössern und Gärten, Anziehungspunkte für viele Menschen, die die besondere Stimmung in diesen Orten mit ihren vielen Jahrhunderten spiritueller Geschichte suchen.
KLÖSTER DES MITTELALTERS: ALPIRSBACH UND HIRSAU
Die Blüte des klösterlichen Lebens spürt man auch heute noch – etwa in Kloster Hirsau im Schwarzwald. Im 11. Jahrhundert war dieses Benediktinerkloster ein Zentrum der abendländischen Kultur, geistlich und politisch im Fokus. Davon zeugt die Größe der Ruinen. Hirsau fiel im 17. Jahrhundert kriegerischen Auseinandersetzungen zum Opfer. Die Reste sind eindrucksvoll genug! Fast unversehrt erhalten ist Kloster Alpirsbach, ebenfalls im Schwarzwald. Die romanische Klosterkirche ist überwältigend. Besonders schön ist der gotische Kreuzgang.
BAROCKER GLANZ IN WIBLINGEN UND OCHSENHAUSEN
Auch die großen Benediktinerklöster in Oberschwaben sind im Ursprung mittelalterlich, aber präsentieren sich heute als prachtvolle barocke Neubauten, wie Wiblingen vor den Toren von Ulm oder Ochsenhausen. Hier zeigten die Benediktiner im 17. und 18. Jahrhundert ihren Reichtum und den Einfluss, den sie als Territorialherren errungen hatten. In Kloster Wiblingen trumpften die benediktinischen Bauherren mit einem der schönsten Bibliothekssäle Süddeutschlands auf, ein Glanzstück des Rokoko. Ochsenhausen zeigt, wie fortschrittlich der Orden am Ende des 18. Jahrhunderts sein konnte: Damals wurde eine moderne Sternwarte in einem Eckturm des Klosters eingerichtet, bis heute zu besichtigen.