Burg Wäscherschloss, Luftansicht

BurgenpoesieDas Gedicht„Das Wäscherschlößlein“

Der in Schorndorf geborene Schriftsteller Ludwig Palmer (1856‒1931) war von der Geschichte der Staufer beeindruckt. Der kleinen Schwester des Hohenstaufen widmete er eine Ode: das Gedicht „Das Wäscherschlößlein“.

DAS „WÄSCHERSCHLÖSSLEIN"

„Vom Tannenwald umgeben,
Der rings dem Berg entsproß,
Liegt öd und ohne Leben
Das kleine Wäscherschloß!
Verriegelt ist die Pforte,
Nicht weckt den Widerhall
An diesem stillen Orte
Kampfruf und Waffenschall.

Verträumt und weltverloren, 
Ein Denkmal alter Zeit,
Darin ward einst geboren
Der Staufen Herrlichkeit,
So steht die Burg im Grünen,
Waldtäler links und rechts,
Die Wiege eines kühnen
Und adligen Geschlechts.

 

In Flammen aufgelodert
Ist Staufens Prunk und Zier,
Im Grabe sind vermodert
Die Helden vom Turnier;
Nur diese stille Klause
Bot Trotz dem Zeitensturm,
Fehlt auch am alten Hause
Der längst zerfallne Turm.  

 

Könnt’ ich hier einsam wohnen,
Befreit vom Druck und Zwang,
Würd’ mich die Welt verschonen
Mit ihrem Lärm und Drang,
Ich schrieb’ an Tor und Türen:
„Nimm, Fürwitz, dich in acht,
Die edlen Herren von Büren
Sind wieder aufgewacht.“

Porträt von Ludwig Palmer

Der Dichter Ludwig Palmer.

ERINNERUNGEN UND TAGTRÄUME

Der Zeitgenosse von Hermann Hesse war Autodidakt ‒ er hinterließ über 350 Gedichte und Prosastücke. Das vierteilige Gedicht veröffentlichte Ludwig Palmer erstmals 1921 in seinem Sammelband „Spätsommer“. Im Kreuzreim ummalt der deutsche Schriftsteller die Umgebung der Burg, die hügelige Landschaft der Schwäbischen Ostalb. Von der Ruhe und Abgeschiedenheit der Burganlage beeindruckt, wünschte sich Palmer selbst in das Wäscherschloss: Hier wäre er gerne dem Lärm und dem Druck der Welt entflohen.

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Auf dem Stauferrundbild ist die Burg Wäscherschloss präsent abgebildet.

Burg Wäscherschloss, Ausblick

Ausblick von der Burg Wäscherschloss auf den Hohenstaufen.

DIE WIEGE DER STAUFER

Die Tannenwälder ringsum lassen die Burg mit ihren zehn Meter hohen Mauern geheimnisvoll erscheinen. Als Wehranlage hatte die Burg Wäscherschloss, auch Wäscherschlössle genannt, einen einzigen Zweck: Sie diente der Sicherheit des Hohenstaufen, der Hauptsitz der Staufer liegt in Sichtweite. Legenden ranken sich um ihre Verbindung zu den berühmten Herrschern: Die Burg gilt als Wiege der Staufer – zu ihrer Zeit wurde sie erbaut. Bis heute ist nicht belegt, ob jemals ein Staufer hier gewohnt hat.